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    Interview Thought Leader Martin Walthert Digitec Galaxus

    Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut LINK und der HWZ haben Sie die Studie Regionalprodukte 2022 verfasst. Was ist für Sie die wichtigste Erkenntnis der diesjährigen Konsumentenbefragung?

    Zum einen werden Regionalprodukte nochmals deutlich besser wahrgenommen als in unserer Studie vor 5 Jahren. 95 Prozent der Befragten beurteilen Regionalprodukte als positiv oder sehr positiv und drei von vier Konsumenten geben an, mindestens einmal in der Woche Regionalprodukte zu kaufen.

    Zum anderen werden Regionalprodukte fast so stark mit Ökologie in Verbindung gebracht wie Bioprodukte. Daneben verbinden die Konsumenten Regionalprodukte sehr stark mit Nachhaltigkeit, Fairness und sozialen Aspekten.

    In diesen Bereichen liegen sie deutlich vor Bioprodukten und erst recht vor herkömmlichen Produkten. In der Summe bringen die Konsumenten Regionalprodukten ein sehr hohes Vertrauen entgegen. Dies führt auch zu einer relevant höheren Zahlungsbereitschaft für Regionalprodukte.

    Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang das Potenzial von Hofläden?

    Hofläden wurden während der Pandemie ja wohl teilweise regelrecht überrannt. Das hatte aber auch damit zu tun, dass das Einkaufen an anderen Orten in dieser Zeit deutlich unattraktiver war. Die Mehrzahl der Konsumenten ist bequem und kauft auch Regionalprodukte am liebsten am üblichen Einkaufsort, meistens also im Supermarkt. Hofläden müssten damit entweder wirklich spezielle Produkte anbieten, die für den Kunden einen zusätzlichen Stopp, allenfalls mit Umweg, rechtfertigen, oder ihr Sortiment verbreitern, um einen grösseren Teil des Bedarfs der Konsumenten anzubieten.

    Um den Zugang zu Regionalprodukten möglichst einfach und bequem zu gestalten, könnte man sie online 24/7 verfügbar machen. Ist es damit getan?

    Der Online-Lebensmitteleinkauf nimmt sicher auch weiter zu, allerdings ist das Niveau immer noch vergleichsweise niedrig. Für kleinere Anbieter oder Hofläden ist es aber schon ein rechter Aufwand, einen guten Shop aufzusetzen und zu pflegen. Der Killer ist aber sicher meistens die Logistik.

    Kein Kunde kauft seinen Lebensmittelbedarf bei 5 verschiedenen Onlineshops und bezahlt dann allein für den Versand mehr als 50 Fr. Und ob der Versand kleiner Warenkörbe eines eingeschränkten Sortiments für den Betreiber eines Hofladens attraktiv ist, ist auch noch die Frage.

    Welche Zusammenarbeitsmodelle wären aus Ihrer Sicht denkbar, um den Zugang zu Regionalprodukten attraktiver zu machen?

    Ich bin überzeugt, es braucht die Zusammenarbeit verschiedener Anbieter vor allem beim Sortiment und Versand. Die Produkte müssen sich an einem Ort befinden und von diesem versendet werden – sprich, die klassische Funktion des Handels ist unverzichtbar. Neu können sich evtl. mehrere Produzenten zusammentun oder Dritte bauen Plattformen für regionale Produkte verschiedener Hersteller auf. Dabei den lokalen physischen Verkauf mit dem Versand zu kombinieren, erscheint mir recht attraktiv. Ob man den Versand dann auf die nähere Umgebung beschränkt und zum Beispiel mit Velokurier oder vergleichbaren Dienstleistern ausliefert oder schweizweit mit der Post versendet, hängt dann stark davon ab, ob die regionalen Produkte genügend speziell sind, um auch für Kunden in anderen Regionen attraktiv zu sein, oder ob es sich eher um normale Produkte des täglichen Bedarfs handelt.

    Die HTP St. Gallen und das Marktforschungsunternehmen Link haben zusammen mit der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) soeben die Ergebnisse einer Konsumentenbefragung zu Regionalprodukten veröffentlicht. Der «Schweizer Bauer» im Interview mit zwei der drei Studienautoren.

    Zürich, 05. Mai 2022 – Schweizerinnen und Schweizer mögen regionale Produkte und sind bereit, für diese mehr zu bezahlen als für herkömmliche oder sogar Bioprodukte. Doch wie kommt diese Wahrnehmung von Regionalprodukten zustande, und welche bisher unbeackerten Potenziale liegen in diesem Segment noch brach? Antworten liefert die Studie «Regionalprodukte 2022» der htp St. Gallen und LINK in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Wirtschaft Zürich.

    Seit 2017 hat sich die positive Wahrnehmung von Regionalprodukten verstärkt. Beispielsweise werden diese heute von 37 % der Bevölkerung als sehr positiv wahrgenommen, während es vor fünf Jahren erst 24 % waren. Inzwischen kaufen ausserdem zwei von fünf Schweizer/innen bei praktisch jedem Einkauf regionale Produkte – 2017 war dies erst eine von vier Personen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Regionalprodukte aus der Nische herausgewachsen sind und von der Mehrheit der Bevölkerung bspw. gegenüber Bioprodukten bevorzugt werden.

    Regionalprodukte werden in vielen Aspekten attraktiver wahrgenommen als Bioprodukte

    Betrachtet man die Käuferschaft im Detail, so zeigt sich, dass Frauen, ältere Leute (im Vergleich zu jüngeren), in der Deutschschweiz wohnhafte und Personen mit hohem Einkommen eine stärkere Tendenz haben, Regionalprodukte zu kaufen. Regionale Produkte werden in den Assoziationsfeldern «Attraktivität», «Nachhaltigkeit & Fairness» sowie «Soziales» höher eingestuft als herkömmliche und sogar Bioprodukte – lediglich beim Assoziationsfeld «Ökologie» liegen Regional- und Bioprodukte gleichauf.

    Des Weiteren zeigt die Studie auf, wie Konsument/innen die verschiedenen Retailer hinsichtlich «Regionalität» wahrnehmen, was die konkreten Treiber für den Kauf regionaler Produkte sind oder wie sich die Regionalität verschiedener Produktgruppen auf die Mehrpreisbereitschaft der Schweizerinnen und Schweizer auswirkt. Laden Sie sich die Studie über untenstehenden Link direkt herunter. Für weiterführende Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

    Medienmitteilung Regionalprodukte 2022

    Studie kostenlos herunterladen

    Kontakt für Rückfragen

    htp St. Gallen Managementberatung AG
    Dr. Stephan Feige
    +41 44 542 49 97
    sfeige@htp-sg.ch

    LINK Marketing Services AG
    Marianne Altgeld
    Head of Retail & FMCG Research
    +41 41 367 72 67
    marianne.altgeld@link.ch
    www.link.ch

    Regional, authentisch, erfolgreich?! Chancen und Herausforderungen für nachhaltige Lebensmittel

    Rückblick und Fazit zur Fachtagung “Regionalprodukte” vom 24. Februar an der HWZ Zürich.

    Bereits die hohe Anzahl der Teilnehmenden an der Fachtagung “Regionalprodukte” zeigt, Regionalität und Regionalprodukte sind mehr als nur ein Trend, stossen auf grosses Interesse und haben nachhaltiges Potenzial. In den Vorträgen und Interviews mit renommierten Experten aus unterschiedlichen Unternehmen und Bereichen bestätigt sich diese Aussage. Allerdings sehen die Experten auch einige Herausforderungen, welche Regionalprodukte in Zukunft meistern müssen.

    Die Veranstaltung wurde von Dr. Stephan Feige, Leiter der Fachstelle für authentische Markenführung an der HWZ, organisiert und eröffnet. In einem kurzen Bericht gab er Einblicke in aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und stellte Projekte aus der Praxis vor. Im weiteren Verlauf führte er durch die Veranstaltung.

    Es liegt in der Natur von Regionalprodukten, dass diese in eher kleineren ländlichen Gegenden produziert werden. Der Absatzmarkt ist im Sinne von “Regionalprodukte sind Produkte von hier” auch dementsprechend klein. Um also langfristig erfolgreich zu sein, müssen Regionalprodukte – so die einheitliche Meinung der Experten – als authentische Spezialitäten aus bestimmten Regionen produziert und positioniert werden. Lars Mächler, Verantwortlicher für die regionalen Molkereien bei der Emmi Schweiz, verfolgt den Ansatz, aus der Region nationale Produkte zu kreieren. Das Potenzial – insbesondere auch für kleinere Betriebe – liegt in einer eigenständigen Positionierung und einer klaren Differenzierung vom Wettbewerb. So stellt auch Marc Muntwyler von der Coop klar, dass Regionalprodukte nicht a priori besser sind, sondern sich durch einen eigenständigen Charakter abheben müssen. Dementsprechend einen schwereren Stand haben unverarbeitete oder nur wenig verarbeitete Produkte wie Früchte und Gemüse oder Milch, da sie praktisch kein Differenzierungspotenzial besitzen. Sie werden insbesondere gekauft, um die Nähe zum Bauern auszudrücken und um die regionale Wertschöpfung zu erhalten.

    Dies drückt sich auch in den Preisprämien aus. Für unverarbeitete Produkte kann nur ein sehr geringes Premium erzielt werden. Bei echten und authentischen Spezialitäten wie einem speziellen Käse oder auch bei Fleischprodukten können hingegen ansehnliche Preisprämien realisiert werden – so das Fazit der Experten. Hier gilt es allerdings auch zu berücksichtigen, dass solche Produkte nur eine sehr kleine Nische adressieren, in dieser aber sehr erfolgreich sein können, wie Jasmine Said-Bucher, Geschäftsführerin von Alpinavera schildert. Wichtig ist in diesem Sinne, dass regionale Versprechen eingehalten, kontrolliert und zertifiziert werden.

    Etwas umstritten ist, inwieweit sich die tatsächliche Zahlungsbereitschaft von Konsumenten für Regionalprodukte von der in Befragungen geäusserten unterscheidet. Emmi und Coop spüren hier eher Druck, wohingegen Alpinavera und die Bergkäserei Seelisberg klare Vorteile auf Seiten der Regionalprodukte sehen. Urs Schneider, Präsident der Agromarketing Suisse ergänzt, dass Regionalprodukte in der Schweizer Bevölkerung auch Sympathie und Verständnis für die Landwirtschaft schaffen. Generell wird mindestens ein Teil der erhöhten Wertschöpfung für höhere Rohstoffpreise und kleinteiligere Logistik benötigt. So beschreibt Christian Keller, General Manager von Hirz, dass sie zwar mit ihrem regionalen Joghurt-Sortiment Erfolg haben, sich die Marge der regionalen Varianten allerdings praktisch nicht von der herkömmlicher Joghurts unterscheidet bzw. teilweise sogar geringer ist. Allerdings lohnt sich aus Sicht von Hirz das Investment, da die Joghurt-Linie im Endeffekt zur Differenzierung beiträgt, in die eigene Marke einzahlt und sie als Unternehmen ihre soziale Verantwortung wahrnehmen.Generell bleibt festzuhalten, dass die Fachtagung ein voller Erfolg war. Regionalprodukte müssen, um langfristig Erfolg zu haben und eine Preisprämie realisieren zu können, authentisch, differenziert und klar positioniert sein. Zudem braucht es die gegenseitige Unterstützung – denn wenn sich die kleinen Fische im Teich gegenseitig zerfleischen, ist niemandem geholfen. Synergien zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern sollten genutzt und optimiert werden. Wobei jeder Marktteilnehmer auch mit seinen eigenen Herausforderungen zu kämpfen hat.

    Artikel auf UFA-Revue